16. April 2013

Gehet hin und unterschreibet

Die KPÖ hat das Volksbegehren gegen Kirchenprivilegien von Anfang an unterstützt. Weshalb ich mich persönlich dazu entschieden habe, die Initiative auch innerhalb des Personenkomitees zu unterstützen, liegt an jenen Eindrücken, die ich während meiner fast vierjährigen Schulzeit in einem katholischen Privatgymnasium mit angeschlossenem Internat gewinnen durfte.
Es geht nicht um Religionskritik. Es geht um Gleichbehandlung und Gerechtigkeit. Es geht auch darum der an sich weitgehend laizistischen Gesellschaft all jene Privilegien bewusst zu machen, die heute teils wie Relikte aus längst vergangenen Zeiten erscheinen und doch wie eh und je gepflegt und genutzt werden. 

Parallelwelten
Es handelt sich bei den Stiften und Klöstern, die Schulen betreiben und Geld dafür vom Steuerzahler bekommen, keineswegs nur um staatliche Leistungen, die outgesourced werden, wie kürzlich ein Vertreter der Kirche im Radio meinte. Dort geht es, neben der teils durchaus hochwertigen Ausbildung und Lehre, immer auch darum, ein Gesellschaftsbild in junge Menschen hineinzupflanzen. Das Zementieren von alten Geschlechter- und Rollenbildern, teilweise sogar durch Geschlechtertrennung im Unterricht trägt kaum dazu bei, Kinder und Jugendliche adäquat auf eine Gesellschaft des 21. Jahrhunderts vorzubereiten. Wenn zugleich das Lehr- und Aufsichtspersonal aus Männern besteht, die ein Keuschheitsgelübde abgelegt haben, ergibt sich daraus eine Mischung aus der so schreckliche Konsequenzen erwachsen können, wie im aktuellen Fall von Kremsmünster. Hier wurden und werden Paralleluniversen von der öffentlichen Hand gefördert, die wie mittelalterliche Zeitblasen völlig abgeschottet von einer sich modernisierenden Welt herumwabern. 

Nur um Gedankenkurzschlüssen vorzubeugen: Nein ich wurde nicht missbraucht. Aber ich kenne Menschen, denen es anders erging. In diesem Zusammenhang ist es geradezu pervers, wenn eine abgehalfterte Politikerin wie Waltraud Klasnic tränenreich einer halbstaatlichen Kommission vorsitzt, deren einzige Aufgabe es zu sein scheint, die Opfer durch Schubladisieren zu verhöhnen und zugleich die Kirchen aus ihrer Gesamtverantwortung zu entlassen. 

Für eine strikte Trennung von Staat und Kirchen
Es geht beim aktuellen Volksbegehren primär darum, endlich die strikte und vollständige Trennung von Staat und Kirche herbeizuführen. Noch immer fungiert der Staat als willfähriger Erfüllungsgehilfe der Kirchenobrigkeit. Wenn es darum geht, die BürgerInnen in ihren Dokumenten, vom Zeitpunkt der Geburt an, mit dem Label zu versehen, welcher Religionsgemeinschaft sie gefälligst anzugehören haben.
Zugehörigkeit, die die jeweiligen Eltern bestimmen. Dann folgt über die gesamte Schulzeit hinweg, in den Zeugnissen halbjährlich wiederholten, wieder die Nennung der Religionszugehörigkeit. Aber vor allem geht es hier natürlich auch um Kapital. 


Unfreiwillige Umverteilung stoppen!
Denn ab dem Zeitpunkt wo junge Menschen ins Erwerbsleben eintreten, sind sie fürderhin beitragspflichtig. Praktischerweise haben sich die Kirchen hier ein System geschaffen, welches auf staatliche Meldedaten, sowie das Exekutionsrecht zurückgreift, um teils durch Zwangsmassnahmen ihren Zehent einzutreiben. 

Dabei handelt es sich bei der Kirche nicht um eine am Hungertuch nagende Institution. Riesige Vermögen in Stiftungen und Immobilien, Beteiligungen an Casinos und Bankhäusern, immense Kunstschätze, Gold & Edelsteine, … gehören ihr. Da fragt man sich als Kommunist, wann endlich die Umverteilung zugunsten dieser Vermögen gestoppt wird – zumindest die unfreiwillige Umverteilung im Rahmen einer Gesellschaft, die über 3,8 Milliarden Euro im Jahr für diverse Ausgaben an die Kirche aufwendet. Unter anderem deshalb werde ich am Montag, dem 15. April das Volksbegehren gegen Kirchenprivilegien unterzeichnen. 

Autor
Nikolaus Lackner aus Krems an der Donau war bei der letzten Landtagswahl Spitzenkandidat der KPÖ in Niederösterreich.


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